Es ist wieder Saison: Im Frühjahr finden zahlreiche politische Podien und Gesprächssendungen statt zu allen möglichen Themen, die das Land bewegen. Manche davon begleite ich als Moderatorin. Allzu oft bin ich dabei die einzige Frau in der Runde – sämtliche Gesprächsteilnehmer und Experten sind männlich. Ob von den Organisatoren beabsichtigt oder nicht, sorgt meine Anwesenheit jeweils für das weibliche Element. Aus meiner Sicht reicht das aber nicht. Und die knappe weibliche Präsenz sollte auch den männlichen Gästen nicht genügen.
Erstens sind solche «All-male-Panels» oft sehr langweilig: Frauen bringen andere persönliche Erfahrungen zu einem Thema mit; das belebt eine Runde. Zweitens ist es ein Gebot der repräsentativen politischen Meinungsbildung, auch Frauen öffentlich zu Wort kommen zu lassen. Nichts gegen kinderlose Männer im besten Alter, aber eine weibliche Sichtweise – mit der sich sicherlich zumindest Teile der Bevölkerung besser identifizieren könnten – wird bei solcher Besetzung schlicht ausgeblendet. Experten für Sachfragen und aktive Beobachter der Welt sind nicht nur Männer.
Die Schweden und die Norweger haben das begriffen. Eine dortige Twitter-Kampagne unter dem Namen #Tackanej, übersetzt «Danke, nein», ist äusserst erfolgreich. Hunderte von professionellen Speakern, Journalisten, Juristen, Experten und Politikern haben sich auf einer entsprechenden Liste verpflichtet und sagen jedes Panel ab, auf dem nicht mindestens eine Frau vertreten ist – und die Moderation zählt dabei nicht. Auch in Deutschland wurde letztes Jahr mit der #men4equality-Kampagne die Debatte angestossen. Und in der Schweiz? Unter den Politikern gibt es bislang vor allem einen, der sich öffentlich damit profiliert, den Boys-Club zu boykottieren: SP-Nationalrat Cédric Wermuth. Liberale sollten diese Chance, sich öffentlich als fortschrittlich zu präsentieren, nicht der SP überlassen. Darum, liebe Entscheidungsträger beim Fernsehen, auf den Redaktionen, bei den Parteien, liebe Podiumsveranstalter, vor allem aber liebe Teilnehmer: ist keine Frau dabei, sagt in Zukunft bitte: «Danke, nein – ohne mich.»